In der Debatte um globale Themen wie wachsende Urbanisierung, Landflucht und Armutsbekämpfung spielt die Suche nach lokal wirksamen Lösungsvorschlägen eine wesentliche Rolle. Für Architekten stellt sich die Frage, welchen Beitrag die Architektur in diesem Kontext liefern kann.
Das Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion, Prof. Ralf Pasel, TU Berlin hat sich dieser Aufgabe mit einem interdisziplinären Projekt für das andine Dorf Bella Vista in Bolivien gewidmet. Ergebnis ist der Bau einer Landwirtschaftsschule, in der jungen Menschen eine berufliche Perspektive auf dem Land geboten wird. In einer internationalen Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation Fundación Cristo Vive Bolivia, die sich der Armutsbekämpfung in ländlichen und städtischen Regionen in Lateinamerika widmet, haben 40 Studierende der TU Berlin unter Leitung von Prof. Pasel und seinem wissenschaftlichen Mitarbeiterteam den Bau geplant und anschließend gemeinsam mit den lokalen Partnern vor Ort eigenhändig in die Realität umgesetzt. Das Vorhaben ist als ein sogenanntes »Design-Build Projekt« konzipiert, ein Lehrkonzept, das auf der Idee basiert, angehenden Architekt/-innen im Rahmen ihres Studiums nicht nur die Prozesse des theoretischen Planens zu vermitteln, sondern auch Einblicke in die Konsequenzen der praktischen Umsetzung zu ermöglichen.
Um auf die globalen Herausforderungen mit wirkungsvollen, lokalen Vorschlägen zu reagieren, wurde das Projekt in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit der örtlichen Universidad Mayor de San Simón, Cochabamba und einem Expertenteam für Erneuerbare Energien der Fachhochschule Köln, Prof. Dr. Ulf Blieske, sowie der lokalen Frauenkooperative Procasha, die Frauen im Baugewerbe ausbildet, entwickelt. Es entstand ein integrativer Wissensaustausch zwischen den verschiedenen europäischen und südamerikanischen Partnern, der ein gegenseitiges‚ voneinander Lernen’ förderte und innovative Techniken mit lokalen Bauweisen vereinte.