Katharina Neubauer
Ausgangspunkt für die Forschung ist die räumliche Veränderung der Speicherung von Information aufgrund fortschreitender Digitalisierung und die damit verbundene Abwanderung von Daten in den digitalen Raum. Zum einen steht Architektur als Disziplin selbst und zum anderen die gebaute Umwelt unter dem Einfluss einer omnipräsenten Informatisierung. Gemeint ist eine Durchdringung aller Lebensbereiche mit der Erzeugung und Nutzung von digitalen Informationen.
Das Forschungsvorhaben geht der Frage nach, welche typologischen Konsequenzen folgen, wenn gesellschaftliche Tätigkeiten, die bisher an physisch definierten Orten stattfanden in virtuelle Räume verlagert werden? Die notwendigen physischen Strukturen, um die Massen digitaler Informationen zu speichern, in Form von Datenspeichergebäuden erscheinen selbstverständlich und finden bisher im architektonischen Diskurs wenig Beachtung.
Datenspeichergebäude als die neuen Fabriken des 21. Jahrhunderts stehen nicht symbolisch für Macht und Fortschritt, wie es viele Fabriken der Industrialisierung taten. Datenspeichergebäude als gebaute Strukturen haben selten eine physisch wahrnehmbare Präsenz in der Öffentlichkeit, sondern streben nach einer, auf ihre Funktion beschränkte, Präsenzlosigkeit. Bezogen auf die digitale Datenspeicherung stehen der Vorstellung von absoluter Öffentlichkeit und gesellschaftlicher Transparenz Aspekte der Sicherheit und Geheimhaltung gegenüber. Form, Gestalt und Material werden zum Ausdruck von Anonymität, Abschottung und Geheimhaltung. In der Umkehrung können Form, Gestalt und Material aber auch für Sicherheit und zum Schutz für die Bewahrung von empfindlichen Daten stehen.
Bereits Anfang der neunziger Jahre wurde von William Mitchell eine ‚scheinbar’ räumliche und architektonische Reduktion durch die Informationstechnologie prognostiziert: es wird zur Transformation oder zum Verlust von Form, Funktion und Bedeutung verschiedener Gebäudetypen kommen. Heute spricht Rem Koolhaas über die Relevanz von „post-human architecture“ einhergehend mit einer räumlichen Trennung von Räumen wo sich Menschen aufhalten und von Räumen wo sich die Maschinen befinden. Der eigentliche Wirkungsort der Information ist getrennt vom Ort der Speicherung, was dazu führt, dass Datenspeichergebäude ausschließlich als Black Box im Sinne eines bloßen Behälters erforderlich sind. Die innere Funktion ist zwar bedeutsam, aber sie wirkt nicht durch den physischen Raum. Daraus würde sich demnach ableiten lassen, dass prinzipiell der Speicherort als architektonischer Raum irrelevant bleibt. Datenspeichergebäude haben primär keine öffentliche Funktion. Der größte Risikofaktor ist der Mensch selbst, dass heißt die Gebäude sind auf die physische Absenz von Menschen ausgelegt. Die Gebäude werden konditioniert, um jegliche Störung fernzuhalten.
Betrachtet man Datenspeichergebäude nun als posthumane Typologie, die augenscheinlich keinem menschlichen Maßstab und keinen sozialen Nutzen gerecht werden muss, stellt sich die Frage nach den typologieprägenden Faktoren. Sind es ausschließlich gesetzliche, normative, und sicherheitsprägende oder auch gesellschaftliche Gründe, die die Gestalt von Datenspeichergebäuden beeinflussen?
Die Absicht des Promotionsvorhabens ist es, die Wechselwirkung von Gesellschaft und Architektur sowie das Verhältnis von Gestalt und Funktion am Beispiel von Datenspeichergebäuden zu untersuchen. Dabei werden Architektur als Betrachtungsebene und Datenspeichergebäude als Gegenstand der Untersuchung genutzt. Der Blick richtet sich verschärft auf den Zusammenhang von gesellschaftlicher Bedeutung und Erwartung an die architektonische Gestalt. Der zeitliche Schwerpunkt liegt in der gegenwärtigen Situation. Der räumliche Kontext beschränkt sich auf den europäischen Raum.
Katharina Neubauer
Ausgangspunkt für die Forschung ist die räumliche Veränderung der Speicherung von Information aufgrund fortschreitender Digitalisierung und die damit verbundene Abwanderung von Daten in den digitalen Raum. Zum einen steht Architektur als Disziplin selbst und zum anderen die gebaute Umwelt unter dem Einfluss einer omnipräsenten Informatisierung. Gemeint ist eine Durchdringung aller Lebensbereiche mit der Erzeugung und Nutzung von digitalen Informationen.
Das Forschungsvorhaben geht der Frage nach, welche typologischen Konsequenzen folgen, wenn gesellschaftliche Tätigkeiten, die bisher an physisch definierten Orten stattfanden in virtuelle Räume verlagert werden? Die notwendigen physischen Strukturen, um die Massen digitaler Informationen zu speichern, in Form von Datenspeichergebäuden erscheinen selbstverständlich und finden bisher im architektonischen Diskurs wenig Beachtung.
Datenspeichergebäude als die neuen Fabriken des 21. Jahrhunderts stehen nicht symbolisch für Macht und Fortschritt, wie es viele Fabriken der Industrialisierung taten. Datenspeichergebäude als gebaute Strukturen haben selten eine physisch wahrnehmbare Präsenz in der Öffentlichkeit, sondern streben nach einer, auf ihre Funktion beschränkte, Präsenzlosigkeit. Bezogen auf die digitale Datenspeicherung stehen der Vorstellung von absoluter Öffentlichkeit und gesellschaftlicher Transparenz Aspekte der Sicherheit und Geheimhaltung gegenüber. Form, Gestalt und Material werden zum Ausdruck von Anonymität, Abschottung und Geheimhaltung. In der Umkehrung können Form, Gestalt und Material aber auch für Sicherheit und zum Schutz für die Bewahrung von empfindlichen Daten stehen.
Bereits Anfang der neunziger Jahre wurde von William Mitchell eine ‚scheinbar’ räumliche und architektonische Reduktion durch die Informationstechnologie prognostiziert: es wird zur Transformation oder zum Verlust von Form, Funktion und Bedeutung verschiedener Gebäudetypen kommen. Heute spricht Rem Koolhaas über die Relevanz von „post-human architecture“ einhergehend mit einer räumlichen Trennung von Räumen wo sich Menschen aufhalten und von Räumen wo sich die Maschinen befinden. Der eigentliche Wirkungsort der Information ist getrennt vom Ort der Speicherung, was dazu führt, dass Datenspeichergebäude ausschließlich als Black Box im Sinne eines bloßen Behälters erforderlich sind. Die innere Funktion ist zwar bedeutsam, aber sie wirkt nicht durch den physischen Raum. Daraus würde sich demnach ableiten lassen, dass prinzipiell der Speicherort als architektonischer Raum irrelevant bleibt. Datenspeichergebäude haben primär keine öffentliche Funktion. Der größte Risikofaktor ist der Mensch selbst, dass heißt die Gebäude sind auf die physische Absenz von Menschen ausgelegt. Die Gebäude werden konditioniert, um jegliche Störung fernzuhalten.
Betrachtet man Datenspeichergebäude nun als posthumane Typologie, die augenscheinlich keinem menschlichen Maßstab und keinen sozialen Nutzen gerecht werden muss, stellt sich die Frage nach den typologieprägenden Faktoren. Sind es ausschließlich gesetzliche, normative, und sicherheitsprägende oder auch gesellschaftliche Gründe, die die Gestalt von Datenspeichergebäuden beeinflussen?
Die Absicht des Promotionsvorhabens ist es, die Wechselwirkung von Gesellschaft und Architektur sowie das Verhältnis von Gestalt und Funktion am Beispiel von Datenspeichergebäuden zu untersuchen. Dabei werden Architektur als Betrachtungsebene und Datenspeichergebäude als Gegenstand der Untersuchung genutzt. Der Blick richtet sich verschärft auf den Zusammenhang von gesellschaftlicher Bedeutung und Erwartung an die architektonische Gestalt. Der zeitliche Schwerpunkt liegt in der gegenwärtigen Situation. Der räumliche Kontext beschränkt sich auf den europäischen Raum.